Weihnachtsgrüße
In Japan gibt es Kartoffelsalat und „Spätzlesdoig“ (fast) wie bei Oma
Dominik Schramm schickt aus Kobe ein herzliches Merīkurisumasu, zu deutsch „Fröhliche Weihnachten“.
Dieses Jahr kann ich Weihnachten leider nicht zu Hause in Oberboihingen feiern, denn ich befinde mich gerade für ein Auslandssemester in Kobe, Japan. Kobe liegt weniger als eine Stunde mit dem ÖPNV von Osaka entfernt. Seit meiner Ankunft im September ist es hier deutlich abgekühlt – von 30 Grad auf etwa 10 Grad. Trotzdem bleibt es wohl wärmer als in der Heimat.
Bis Ende März werde ich noch hier sein, und auch wenn ich offiziell zum Studieren da bin, habe ich jede Menge Freizeit. Meine Vorlesungen sind fast alle als Blockkurse organisiert, was es mir ermöglicht, das Land zu bereisen. Ich habe bereits historische Städte wie Kyoto und Hiroshima erkundet und verbringe viel Zeit in der Natur. Wandern bietet sich hier an – es ist günstig und hält fit!
Mein persönliches Highlight war der Mount Fuji. Obwohl er normalerweise nur bis Ende September zugänglich ist, sorgte der späteste Schneefall seit über 100 Jahren dafür, dass wir Anfang November noch auf den 3776 Meter hohen Gipfel steigen konnten. Für mich als Hobby-Wanderer war das ein besonderes Erlebnis – aber psst!: Arg viel anstrengender als der Aufstieg zu unserer schönen Teck war es auch nicht – naja, vielleicht ein bisschen.
Ein weiterer Grund, warum ich mich für Japan entschieden habe, war das Essen. Osaka wird als „Küche der Nation“ bezeichnet, und die Esskultur hier ist wirklich fantastisch. Da Restaurants recht günstig sind, Lebensmittel im Supermarkt sehr teurer und die Küche in meinem Wohnheim eher rudimentär ist, gehe ich oft essen. Für weniger als 10 Euro bekommt man hier eine vollständige, leckere Mahlzeit.
Meine Favoriten? Ganz klar: Ramen (japanische Nudelsuppe) und Sushi. Für alle Fischliebhaber: In vielen Sushi-Restaurants kann man sich für acht bis zwölf Euro satt essen – mit bestem Fisch! Vegetariern würde ich Japan allerdings eher nicht empfehlen, denn Fleisch oder Fisch sind in fast jedem Gericht enthalten.
Weihnachten hat hier einen anderen Stellenwert als bei uns. Japan ist vor allem schintoistisch und buddhistisch geprägt. Daher wird Weihnachten eher als romantischer oder kommerzieller Tag gefeiert. Interessanterweise gehört Hühnchen – speziell Fried Chicken – zu den typischen Weihnachtsessen (angeblich basiert es auf einer erfolgreichen Marketingkampagne von KFC).
Auch ohne Familie und Freunde werde ich dennoch ein schönes Weihnachtsfest haben. In meinem Wohnheim leben viele internationale Studenten, die ebenfalls nicht bei ihrer Familie feiern können. Deshalb organisieren wir ein gemeinsames internationales Weihnachten, bei dem jeder ein Gericht mitbringt, das ihn an die Feiertage zu Hause erinnert. Natürlich weiß ich, was ich mitbringen muss! So guten Kartoffelsalat und „Spätzlesdoig“ wie bei meiner Oma Ursel im „Fass“ gibt es hier zwar nicht, aber ich werde mein Bestes geben, meinen Kommilitonen die schwäbische Küche schmackhaft zu machen.
Ich wünsche euch allen wunderschöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Feiert mit euren Liebsten, nehmt euch in die Arme und genießt die gemeinsame Zeit.
Herzliche Grüße aus Kobe
Dominik Schramm