Weihnachtsgrüße

Von tiefgekühlten Kerzen und Draht-Elefanten

Wiebke Schmidt feiert mit ihrem Mann Rudi in Namibia bei 30 Grad im Schatten.

Wiebe Schmidt und ihr Mann Rudi freuen sich an Weihnachten auf schöne Stunden mit netten Menschen und einem guten Essen. Foto: privat

Die Haustüre steht weit offen, Mücken schwirren umher, aus dem Bluetooth-Lautsprecher tönt leiser Jazz. Es sollte eigentlich anders sein – die Türe fest geschlossen, statt dem Duft der Anti-Mücken-Räucherspirale sollte es nach Weihnachtsplätzchen riechen und weihnachtliche Klänge sollten zu hören sein. Dass es nicht so ist, liegt daran, dass wir jetzt Hochsommer haben, denn mein Mann Rudi und ich leben in Namibia.

Auf dieser Seite der Erde ist Weihnachten ein genauso großes Fest wie auch anderswo auf der Welt. Die Feierlichkeiten unterscheiden sich kaum, wie zum Beispiel zu denen am Rande der schwäbischen Alb.

Ab Ende November werden in Sportheimen oder auf verschiedenen Farmen Weihnachtsmärkte veranstaltet. Auf diesen wird vor allem Selbstgemachtes zum Verkauf angeboten. Es gibt eingelegtes Gemüse, Biltong (getrocknetes Fleisch) und Rauchfleisch, selbst gebackene Plätzchen, dekorative Sägearbeiten aus Holz, Textilarbeiten und vieles mehr. Auf den Straßen- und in den Souveniermärkten, von denen es in den größeren Städten wie Windhoek, Okahandja oder Swakopmund mehrere gibt, haben die Drahtkünstler Hochkonjunktur. Sie fertigen Engel und Krippenfiguren aus Draht und Glasperlen oder aus aufgeschnittenen Getränkedosen an. Draht-Elefanten, -Perlhühner und andere afrikanische Wildtiere erhalten kleine Flügel und gestalten so den Weihnachtsbaum zu etwas Besonderen.

Apropo Weihnachtsbaum – Tannen gibt es hier nicht. Es ist der Weißdorn, der auf den Farmen am Morgen des Heiligabend auf dem Veld geschlagen wird. Es wird tatsächlich so geschrieben, denn im Gegensatz zum Feld, wie man es in Deutschland kennt, handelt es sich beim namibischen Veld um ein naturbelassenes Gebiet.

Wer in Namibia Wert auf echte Kerzen legt, bewahrt diese bis kurz vor deren Einsatz im Gefrierschrank auf. Gleich zu Beginn unseres Aufenthaltes in Namibia, vor über 25 Jahren, haben mir ein paar Farmersfrauen diesen Trick verraten. Somit wird verhindert, dass sich das Wachs in der Hitze verbiegt und die Kerzen traurig nach unten hängen.

Vor allem zur Weihnachtszeit wird an die Bedürftigen gedacht. Schon Monate vorher sammeln Hilfsorganisationen und Privatinitiativen Lebensmittel wie Maismehl, Nudeln, Kochöl, Zucker und vieles mehr sowie Kleidung und Spielsachen. Zusammen mit frischem Obst und Fleisch wird all das in Tüten und Schuhschachteln verpackt, um an Altenheime, Waisenhäuser und Suppenküchen in den Gegenden der sozial Benachteiligten verteilt zu werden.

Wie Rudi und ich Weihnachten feiern? Wir genießen es, schöne Stunden mit netten Menschen und einem guten Essen zu verbringen. Dies geschieht bei uns allerdings nicht nur zu Weihnachten, sondern häufiger im Jahr.

Die Auas-Berge in der Nähe von Windhuk Foto: privat

Zusammen mit unserem Kater Mikesch leben wir in der Khomas-Region in der Nähe von Windhoek. Von unserem Haus aus haben wir einen wunderbaren Blick auf die Auas-Berge. Dezember ist die Zeit, in der Zitronen-, Kumquat-Bäumchen und Granatapfel blühen und Früchte tragen. Tagsüber hört man das Gurren der Felsentauben, das Gezwitscher der Webervögel, das Gekreische der Rosenpapageien und vieles mehr. Hin und wieder ist das Gezeter der Paviane zu vernehmen und nachts das Bellen der Schakale. An der Tränke statten Steinböckche, Hasen und Stachelschweine uns einen Besuch ab. Was gibt es schöneres, als solches im eigenen Garten beobachten zu können? Da braucht es keine Geschenke, denn jeder Tag ist ein Geschenk.

Trotzdem gibt es etwas, was sich jeder, der in Namibia lebt, wünscht – und das ist Regen. In diesem ariden Land wird einem bewusst, wie wichtig gute Niederschläge sind. Nicht nur für die Agrar-, Rinder- und Schafsfarmer, sondern auch für das Wild in den vielen Naturschutzgebieten, für unsere Staudämme und somit für alle diejenigen, die in diesem wunderbaren Land leben.

Für diese Weihnachtszeit könnten wir Glück haben, denn fast täglich laufen größere und kleinere Schildkröten über das Gelände. Und wenn man den Farmern Glauben schenken darf, deutet dies auf eine gute Regenzeit hin.

Wiebke Schmidt, geborene Gebert

ehemals wohnhaft in Neuffen

Zur Startseite