Weihnachtsgrüße
Vorfreude paart sich mit Traurigleit und Verunsicherung
Nicola Puggé schickt vorerst zum letzten Mal Weihnachtsgrüße aus den USA.
Momentan verbringe ich schon zum vierten Mal meine Vorweihnachtszeit in den USA, aber es wird auch vorerst das letzte Mal sein. Inzwischen bin ich schon mit meinem siebten Semester meines Bachelorstudiums hier an der Shippensburg University in Pennsylvania fast fertig. Im Frühling kommt dann das achte und letzte Semester, bevor ich dann wieder nach Deutschland in die Heimat zurückkehre.
Momentan ertrinke ich im Unistress und doch ist immer im Hinterkopf, dass das Ende naht. Meine Gefühlswelt schwankt zwischen der Erleichterung, bald fertig zu sein mit dem Studium und endlich wieder nach Hause zur Familie zurückzukehren, und der Traurigkeit, das Leben, zurückzulassen, das ich mir hier in den USA in den letzten vier Jahren aufgebaut habe, und auch Verunsicherung, weil ich nicht weiß, wie das Leben nach der Uni so laufen wird. Es wird komisch sein, nicht mehr jeden Tag zur Vorlesung zu gehen und dann nachmittags zum Training mit dem Leichtathletikteam. Andererseits bin ich aber auch schon gespannt, was die Berufswelt so für mich bereithält.
Dieses Semester habe ich bisher weitestgehend in Shippensburg verbracht. Im Oktober hatte ich ein verlängertes Wochenende, unsere fall break, an dem ich mit zwei Freundinnen nach Charlotte in North Carolina gefahren bin, um eine Freundin zu besuchen, die schon im Mai 2024 ihren Uniabschluss gemacht hat. Seitdem lebt und arbeitet sie in Charlotte und daher habe ich die Gelegenheit mit unserem langen Wochenende direkt genutzt, um sie zu besuchen. Wir haben ein paar schöne und sonnige Tage dort verbracht, in denen wir viel die Stadt zu Fuß erkundet haben. Da die Tickets recht günstig waren, sind wir auch ins Stadion gegangen, um uns das NFL-Spiel zwischen den Carolina Panthers und den Atlanta Falcons anzuschauen. Unsere Sitzplätze waren in der obersten Reihe des Stadions, und die Treppen waren echt steil, aber dafür hatten wir eine gute Aussicht. Es war mein erstes regular season Spiel, das ich live gesehen habe, und ich hatte sehr viel Spaß. Witzigerweise habe ich mir mein erstes NBA-Spiel auch in Charlotte angesehen, das war im Frühling 2022.
Vor kurzem war ich dann auch noch zum ersten Mal bei der Tailgate-Party vom sogenannten Whiteout Game der Penn State University. Hier in den USA gibt es die Tradition an Spieltagen, meistens auch egal welcher Sport, schon im Laufe des Tages zum Stadion aufzubrechen und dann mit Familie/Freunden/Bekannten den Tag auf dem Parkplatzgelände zu verbringen. Viele bringen Spiele mit, die man draußen spielen kann, Bälle, die man sich zuwirft, und natürlich ganz viel Essen und Snacks. Manche bringen sogar einen Grill mit, um dann den Tag über bis zum Spielbeginn noch zu grillen und wieder andere bringen einen kleinen, mobilen Außenkamin, um warm zu bleiben. Die Penn State University ist eine der größten Unis in Pennsylvania und hat ein sehr bekanntes Footballteam. Daher sind Tailgate-Parties bei den Footballspielen dort immer heiß begehrt. Das Whiteout Game ist ein Spiel, bei dem sich alle Fans, die ins Stadion gehen, komplett weiß anziehen, sodass das ganze Stadion dann weiß ist. Es ist eine große Tradition und die Tickets, um ins Stadion zu gehen, sind begehrt und auch extrem teuer, weshalb ich mich dann mit der Tailgate-Party auf dem Parkgelände „begnügt“ habe. Auch ohne das Spiel im Stadion gesehen zu haben, hatte ich eine schöne Zeit mit meinen Freunden, auch wenn es schon sehr kühl an dem Tag war.
Abgesehen von meiner Reise nach Charlotte und der Tailgate-Party habe ich aber nicht viel unternommen. Die meisten Wochenenden habe ich hier in Shippensburg verbracht und bei der Ausrichtung der verschiedensten Sportveranstaltungen, die wir hier haben, mitgearbeitet. Dazu kommen dann noch einige Projekte für die Uni, die ich schon zum Abschluss gebracht habe, und noch mehr Projekte, die ich noch fertigstellen (oder teils auch beginnen) muss, aber wie sagt man so schön? Wir bekommen das Kind (oder eben die Uni in meinem Fall) schon irgendwie geschaukelt. Die meiste Zeit in meinem Leben investiere ich nach wie vor in den Sport und in die Leichtathletik, und das macht mir nach wie vor am meisten Spaß. Ich freue mich schon auf unseren Saisonauftakt, den ersten Mehrkampf am 6. Dezember, bin aber gleichzeitig schon nervös und auch traurig, weil das dann offiziell mein „letzter erster“ Wettkampf an der Uni sein wird. Für mein letztes Jahr an der Uni habe ich mir viel vorgenommen, und hoffe, dass ich möglichst viel davon erreichen kann.
Die Ferien, die wir rund um Thanksgiving bekommen, werde ich wie auch die letzten zwei Jahre wieder in der Region rund um Pittsburgh verbringen. Vielleicht schaffe ich es dieses Jahr, mal wieder einen Abstecher zum dortigen Hofbräuhaus zu machen. Dort gibt es vermutlich mit Abstand das authentischste deutsche Essen, was ich bisher in amerikanischen Restaurants gefunden habe. Thanksgiving ist ein Feiertag, den ich sehr genieße. Familien kommen zusammen und verbringen einen schönen Tag zusammen, und das Essen ist immer ausgezeichnet und meist auch kein alltägliches Essen, welches man immer und überall bekommen kann. Auch nach drei Jahren kann ich mich immer noch nicht entscheiden, was mein liebstes Thanksgiving Essen ist. Ich mag den Turkey, aber das Kartoffelpüree und das Mac&Cheese sind auch immer fantastisch, sodass ich mich nicht für einen Liebling entscheiden kann. Zum Glück muss ich das auch nicht.
Nach Thanksgiving geht es für mich dann auch schon bald in die Heimat, da ich meine letzten Winterferien (natürlich) auch wieder zu Hause verbringen werde. Ich freue mich schon, alle wiederzusehen und mit all meinen Freunden und meiner Familie Zeit zu verbringen. Das Wissen, dass ich im Januar zum allerletzten Mal für mein Studium in die USA fliegen werde, dränge ich weit in den Hintergrund. Die Vorfreude, für Weihnachten nach Hause zu kommen und alle wiederzusehen, ist jetzt schon unfassbar groß.
Ich wünsche allen frohe Weihnachten und schöne Feiertage!
Weihnachtliche Grüße
Nicola Puggé