Weihnachtsgrüße

Weihnachten an der Ost- und der Westküste

Verena Burger schickt bereits zum vierten Mal Weihnachtsgrüße, allerdings erst zum zweiten Mal aus den USA.

Verena Burgers Traum, in New York endlich mal den Rockefeller Tree und die Eislaufbahn davor zu sehen, ging vor wenigen Tagen, an ihrem 30. Geburtstag, Foto: privat

Nachdem ich 2010 in den USA, 2018 in China und 2023 in Australien Weihnachten feiern durfte, bin ich dieses Jahr in… *Trommelwirbel*…den USA! Wobei ich diesmal nur über die Vorweihnachtszeit hier bin und dann kurz vor Weihnachten heimfliege, um mal wieder ein Jahr bei meiner Familie zu sein.

2018 habe ich in China zwei Amerikanerinnen kennengelernt, Hayley und Stacy, und Anfang Dezember heiratet eine der beiden. Nachdem sich der Kontakt über all die Jahre gehalten hat und ich mehrmals in den USA war und auch Besuch in Deutschland bekommen habe, wurde ich gefragt, ob ich nicht als Fotografin zu Stacys Hochzeit kommen möchte. So kann ich mir den Flug leisten und bin gleichzeitig an ihrem großen Tag mit dabei – was für mich die Hauptsache ist.

Ende November ist der wohl zweitgrößte Feiertag, Thanksgiving, wozu ich von Hayley eingeladen wurde. Direkt nach der Hochzeit geht es dann weiter nach New York, um dort meinen 30. Geburtstag mit einer guten Freundin von zuhause zu feiern. Volles Programm also!

Alles in allem bin ich beinah vier Wochen und somit die gesamte Vorweihnachtszeit in den USA: zwei Wochen in Los Angeles (Kalifornien), eine Woche in Portland (Oregon) und eine Woche in New York. Weihnachten an der Ost- und Westküste! Best of both Worlds!

Weihnachtsmärkte gibt es hier keine, stattdessen übertreffen sich die Leute, wer die schönste und meiste und hellste Weihnachtsdekoration an seinem Haus hat. Und dabei gibt es wirklich kein Bremsen! Von meterhohen aufblasbaren Schneemännern über beleuchtete Torbogen mit allerlei Weihnachtsmotiven über dem Gartentor, massenhaft Lichterketten an allen Dachgiebeln und Fenstern oder ein Garten voller Schweinchen mit Weihnachtsmann-Mützen. Die extremen Häuser haben teilweise über 100 weihnachtliche Holz-Disney-Figuren im Garten oder es stehen Autos vor der Tür, die mit programmierbaren Lichterketten im Wert von mehreren tausend Euros geschmückt sind und das ganze Auto leuchtet. Wenn man durch Supermärkte oder Baumärkte schlendert, sieht man direkt, wo die ganze Deko her ist. Die meisten Läden sind hier überdimensional groß und es gibt eine „kleine“ Ecke im Laden (die etwa so groß ist wie ein kompletter Aldi in Deutschland) voll mit diesen überdimensionalen Weihnachts-Deko-Artikeln. Und dort sind teilweise noch verrücktere Sachen zu finden.

Wenn ich ehrlich bin, trifft das meiste davon nicht wirklich meinen Geschmack, aber das ist ja schließlich Ansichtssache. Wobei ich bis heute nicht verstehe, warum es einen weihnachtlichen Oktopus oder Santa-Claus-Hühner gibt und auch den Kaktus mit Weihnachtsmannmütze oder das Weihnachts-Ufo würde ich nicht vor meinem Haus haben wollen.

Sobald Thanksgiving vorbei ist, wird in den größeren Einkaufszentren die ganze Bandbreite an Weihnachtsdeko herausgeholt und „Santas Village“ wird aufgebaut. Dort gibt es einige Foto-Möglichkeiten, um Familienfotos machen zu lassen, die als Weihnachtsgrußkarten an alle Freunde und Familien gehen. Hin und wieder gibt es echte Rentiere und überall findet sich ein großer Polstersessel, auf dem Santa sitzt. Davor aufgereiht sind Massen an Kindern, die anstehen, um bei Santa auf dem Schoß zu sitzen, ein Foto mit ihm zu machen und ihm die größten Weihnachts-Wünsche zu verraten. Kleinere Kinder unter drei Jahren wirken eher verängstigt als begeistert, da sind es definitiv eher die Eltern, die ein Foto von ihrem Kind mit Santa Claus wollen.

Weihnachten selbst wird traditionell am 25. Dezember morgens gefeiert. Der 24. Dezember ist „Christmas Eve“ und wird mit einem großen Familien-Abendessen gefeiert. Viele Familien gehen um Mitternacht zur „Midnight Mass“, zum Nacht-Gottesdienst. Wichtg ist auch Kekse und Milch rauszustellen, damit Santa, der nachts kommt, was zum Knabbern hat, dazu werden oft Karotten rausgelegt für die Rentiere. Dabach gehen alle schlafen.

Morgens sind meist die Kinder super früh wach, wecken das ganze Haus auf und alle gehen ins Wohnzimmer, wo um den Weihnachtsbaum die ganzen Geschenke liegen. Die Kekse sind angeknabbert, Milch und Karotten sind leer – der Beweis, dass Santa da war! Den restlichen Tag ist man mit der Familie zusammen, viele Häuser richten in der Küche ein kleines Buffet her und man geht den Tag über Nachbarn, Freunde und Familie besuchen.

Eine weitere Tradition hier sind die „Christmas Stockings“: große, weihnachtlich geschmückte Strümpfe, die die gesamte Weihnachtszeit über dem Kamin hängen, einer für jeden Bewohner des Hauses. Über Nacht an Weihnachten werden nicht nur die Geschenke unter den Baum gelegt, sondern auch die Strümpfe gefüllt. Früher, vor fast 100 Jahren, wurden diese mit Orangen, Grapefruit oder Nüssen (Pekan- oder Walnüsse mit Schale) gefüllt, vor allem aber mit Orangen, weil das damals etwas ganz Besonderes war. Die meisten Familien konnten sich Orangen nur selten leisten, weil sie als teures und sommerliches Obst galten. Heutzutage werden die Strümpfe mit kleinen Spielsachen, Süßigkeiten und Gutscheinen gefüllt – einfach kleine Sachen, die in die Strümpfe passen. Am 26. Dezember gehen viele Kinder und Jugendliche dann einkaufen, weil die meisten Läden Kleidung, Elektronik und Spielsachen um die Hälfte reduziert anbieten. DIE Chance, die geschenkten Gutscheine zu verprassen oder ungewollte Geschenke umzutauschen.

Zu Weihnachten werde ich zwar wieder daheim sein, aber bis dahin genieße ich meine Vorweihnachtszeit in den drei verschiedenen Staaten in vollen Zügen und verbringe die Zeit hier mit meinen Freunden mit Thanksgiving feiern, Kässpätzle kochen, Malen und natürlich auch mit ein bisschen Sightseeing. Ein Muss, wenn man schon mal so weit weg von daheim ist und man direkt am Meer spazieren gehen kann, die Hollywood Hills aus der Ferne sieht oder am Times Square in New York steht und überall von leuchtenden Bildschirmen umgeben ist. Eines meiner absoluten Highlights hier war es, in New York endlich mal den Rockefeller Tree und die Eislaufbahn davor zu sehen – ein Traum, der an meinem 30. Geburtstag Mitte Dezember tatsächlich wahr geworden ist!

Auch wenn ich am 24. Dezember wieder zuhause bin, gehen Grüße an meine Freunde und Familie daheim! An meine Eltern und meine Brüder in Altdorf und New York, an Yase, Katze, Lea, Max, Theo und Anne, an Benny, Anissa, Conny und Frieder, Doris und Karlheinz, Gisela und Wolfgang, alle Meiswinkler und meine Zirkus-Familie. Und eine Eule geht an Sirina, weil ich bin wieder gut daheim angekommen.

Mal sehen, wo auf der Welt es mich nächstes Jahr an Weihnachten hin verschlägt!

Verena Burger

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