Leserbriefe

Satzungsbeschluss als Lackmustest

Fritz Eisele, NT-Hardt. In der nächsten Gemeinderatssitzung am 17. Dezember wird entschieden, ob die Satzung für den Bebauungsplan „Am Wasen“ (ehemaliges Psychiatriegelände) beschlossen wird. Wenn die Gemeinderäte diesen Beschluss fassen, werden bald die Baumaschinen anrücken, den wertvollen Baumbestand mit 78 Bäumen abräumen und die bestehenden Gebäude abreißen. Damit würde auch der bis vor Kurzem weitgehend unbekannte Städtebauliche Vertrag in Kraft gesetzt. Danach hat die Stadt keinerlei Einflussmöglichkeit mehr auf das von den Investoren vorgelegte Konzept, was noch einige eklatante Schwachpunkte enthält.

Die anstehende Entscheidung bezeichnet Herr Kunzmann in der Pressemitteilung der CDU als Lackmustest für den neuen Gemeinderat. Das Beispiel der Bebauung des ehemaligen Kreispsychiatriegeländes soll zeigen, inwieweit Nürtingen tatsächlich in die Zukunft blicken und agieren könne. Bedauerlicherweise blickt das vorliegende Konzept nicht in die Zukunft, sondern es ist ein auf maximalen Gewinn ausgerichtetes Immobilienprojekt. Es ist eher von gestern und entspricht nicht den zeitgemäßen Anforderungen an eine zukunftsorientierte und nachhaltige Stadtentwicklung geschweige denn werden die viel zitierten Freiräume am Neckar für die Bürger geschaffen.

Dies alles müsste die CDU selbst am besten wissen, denn sie hatte im März dieses Jahres den Baubürgermeister Hajek von Heilbronn und den Präsidenten der Architektenkammer BW Herrn Müller nach Nürtingen eingeladen. In der sehr informativen Veranstaltung wurde über das Thema modernes Bauen berichtet und Wege aufgezeigt wie Heilbronn das Quartier auf der BUGA entwickelt hat. Von dem dort geschilderten Prozess der Projektentwicklung und der realisierten Bebauung könnte man in Nürtingen einiges lernen. Noch könnten in die Planung Verbesserungen einfließen, aber dafür braucht es noch einige Monate mehr Zeit. Ein Durchwinken der jetzigen Planung ohne Nachbesserungen halte ich für leichtfertig.

Wenn mit dem angekündigten Lackmustest die Solidarität von den Gemeinderäten bei der Abstimmung am 17. Dezember eingefordert wird, entspricht dies nicht meinem Demokratieverständnis. Unabhängig vom Ausgang der Entscheidung im Gemeinderat wird der eigentliche Prüfstein für das realisierte Projekt die Meinung der Nürtinger Bürger sein.

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